Der Pianist Gabriel Yeo sorgte in der Rheinberger Stadthalle für ein begeistertes Publikum

Rheinberg  Ein Emblem der ukrainischen Flagge und das Bild einer Friedenstaube lehnten an dem  Flügel in der Rheinberger Stadthalle – ein klares Zeichen der Verbundenheit seitens der Musikalischen Gesellschaft mit den Menschen in dem vom Krieg betroffenen Land.

Ursprünglich waren die Geschwister Sophie und Vincent Neeb für das sechste Konzert dieser Saison vorgesehen gewesen – doch beide erwischte der Corona-Virus, so dass Schubert, Zimmermann, Heelen und Rachmanninov nicht zu Gehör kamen und die Veranstalter kurzfristig einen Ersatz finden mussten.

Sie fanden über den Deutschen Musikrat einen würdigen „Ersatz“ in Gabriel Yeo, einen 1998 in Münster geborenen Pianisten, der seit seinem vierten Lebensjahr Klavier spielt und trotz seiner noch relativ jungen Jahre schon bei einigen europäischen und internationalen Wettbewerben Musikpreise erspielt hat.

Der fast zierlich wirkende Yeo, der extra von Hamburg aus an den Niederrhein gekommen war,  bewies in den gut 90 Minuten seines Auftritts eine feinsinnige Hand ,Verve und Ausdruck , versehen mit einem sehr flüssigen, stets leichtem Anschlag an den Tasten, zu Beginn manchmal sogar etwas stürmisch am Instrument wirkend.

Für den ersten Teil hatte sich Yeo mit Robert Schumanns „Gesängen der Freude“ und dessen „Waldszenen“ op. 82 sowie Felix Mendelssohn-Bartholdys berühmten „Lieder ohne Worte“ für das „Lied“ als Kunstform auf dem Klavier entschieden.„Mir liegen diese Stücke sehr am Herzen – und ihnen danach hoffentlich auch“, sagte der jungen Mann.

Schubert kam ihm mit seinem zarten, sehnsuchtsvoll-romantischem Spiel entgegen – und gerade beim „Jagdlied“ ließ Yeo vor dem geistigen Auge den Film einer entsprechenden Szene mit seinen  rollenden Klängen ablaufen.

Im zweiten Teil wurde es dann wesentlich elegischer, entführte der junge Musiker mit Josephn Haydns“Fantasie C-Dur“ die Zuhörer in einen lebhaften Klangrausch, der phasenweise wie das Erwachen des Frühlings erschien.

Einen bewusst gewollten, aber hervorragend passenden klanglichen Bruch setzte Yeo mit Sergej Prokovievs „Sarkasmen op.17“ mit seinen Klangwällen, den strengen, abgehackt ercheindenden Stakkati, düster anmutenden Klängen – ein auch heute noch für klasssiche Ohren brachial-dissonant, akustisch beißendes Meisterwerk, dass Yeon entsprechend furios interpretierte.

Einen würdigen Abschluss fand das Konzert mit der 25-minütigen „Wanderer“-Fantasie von Franz Schubert. Und seine Darbietung der ukranischen Nationalhymde in Abstimmung mit der Musikalischen Gesellschaft erinnerte die Zuhörer daran, dass es aktuell neben der Kunst, die für das Leben existenziell ist, leider auch noch andere Ereignisse gibt, die Menschen und Existenzen berühren.

Quelle: Musikalische Gesselschaft Rheinberg
GabrielYeo Foto: J. Wahnschaffe (1)