Neukirchen-Vluyn Die Offenlage des Regionalplans Ruhr hat Ende Januar begonnen. Im Regionalplan sind für Neukirchen-Vluyn Flächen im Umfang von 180 Hektar definiert, die als Abgrabungsflächen für Kies dienen sollen. Initiativen und Vereine, Bürger, Politik und Stadtverwaltung wenden sich dagegen. Als Zeichen gegen die Planungen positionierten sich nun auch ehemalige Mitglieder der Verwaltungsleitung in einem Pressegespräch.
Ralf Köpke, Bürgermeister seit 2020, bedankte sich bei den Anwesenden sowie den vielen Engagierten, die sich gegen den Kiesabbau einsetzen: „In Neukirchen-Vluyn setzen wir Zeichen gegen den Kiesabbau – mit Bürgerinnen und Bürgern, den ehrenamtlichen Initiativen, Vereinen und Verbänden, der Politik und jetzt auch mit der ehemaligen Verwaltungsleitung. Ich bin überzeugt, dass wir mit unserer Stärke den Planungen Einhalt gebieten können.“ Die Runde sei sich einig, dass die Planungen vollkommen konträr zu den Stadtentwicklungszielen Neukirchen-Vluyns stünden. Bereits in der Vergangenheit habe man Protest geäußert und das Verfahren in Frage gestellt.
Ulrich Geilmann, seit 2015 Technischer Dezernent in Neukirchen-Vluyn, beschrieb den andauernden Rechtsstreit zur Bedarfsberechnung der Kiesindustrie und die derzeitige Situation: „Die aktuell betriebene Abgrabungsfläche im Stadtgebiet, das Weimannsfeld, umfasst bereits 49 Hektar, elf weitere Hektar sind genehmigt und dürfen bis 2029 abgegraben werden. Solange keine Entscheidung im andauernden Rechtsstreit um die Bedarfsberechnung der Kiesindustrie vorliegt, werden wir als Verwaltung uns mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen weitere Flächen und die neue Regionalplanung wehren.“
Auf das Verfahren bezog sich auch Ingrid Otte, Erste und Technische Beigeordnete in der Zeit von 1991 bis 2007. „Auf weitere Auskiesungen in der Region wird wohl leider nicht verzichtet werden können. Die erheblichen Auswirkungen auf Natur und Landschaft und die Jahrzehnte andauernden Belastungen für die Bevölkerung machen es aber dringend erforderlich, die Auskiesungen auf das unvermeidbare Maß zu beschränken. Die Bedarfsermittlung, die den Umfang der BSAB-Bereiche im Regionalplan bestimmt, ist seit langem zwischen der Region und den Landes- bzw. Regionalplanungsbehörden strittig und Gegenstand u.a. des laufenden Gerichtsverfahrens. Wie bei der 51. Änderung des GEP 99 bereits praktiziert, bietet sich auch jetzt eine Abkopplung und gesonderte Fortführung des Verfahrens zur Rohstoffsicherung an, damit die Ergebnisse der Klageverfahren mit Berücksichtigung finden können.“
Kritische Worte zur Prioritätensetzung der aktuellen Regionalplanung fand Ralf Eccarius, Erster und Technischer Beigeordneter von 2007 bis 2013. Zuvor war er bereits seit 1993 in der Stadtverwaltung als Leiter des Planungs- und Vermessungsamtes sowie als Leiter des Bauordnungsamtes tätig. „Planung ist immer auch eine Abwägung der unterschiedlichen Flächenansprüche. Der aktuelle Entwurf zum Regionalplan lässt dies zum Thema Auskiesung vermissen. Ich kann nicht nachvollziehen, warum man ohne Rücksicht auf viele andere Raumansprüche einer Branche ganze Landstriche opfern will.“
Bernd Böing, Bürgermeister a.D. (1999-2009) und vorher Kämmerer und Beigeordneter bzw. Stadtdirektor, schloss sich dem an: „Neukirchen-Vluyn hatte schon in der Vergangenheit mit Belastungen zu kämpfen, als die Zeche noch in Betrieb war, beispielsweise durch Schwerlastverkehr und Bergsenkungen. Allerdings hatten auch viele Neukirchen-Vluyner dort ihren Arbeitsplatz und daher gab es eine hohe Akzeptanz. Beim Kiesabbau dagegen gibt es keinen Vorteil für unsere Stadt, nur Nachteile für Mensch und Umwelt.“
In einer Veranstaltung am 11. März wird die Stadtverwaltung interessierte Bürgerinnen und Bürger zu den Plänen des Regionalverbands Ruhr informieren. Weitere Informationen dazu folgen in Kürze.
Quelle: Pressemiteilung Kreis Wesel