Duisburg Unter dem Eindruck des brutalen russischen Angriffskriegs auf die Ukraine
veranstaltet das Zentrum für Erinnerungskultur, Menschenrechte und
Demokratie der Stadt Duisburg im Mai und Juni eine OnlineVortragsreihe
über „Zoom“ zur Geschichte der Ukraine im 20. Jahrhundert. Den Auftakt
macht am Donnerstag, 5. Mai um 18 Uhr, Dr. Olena Petrenko von der Ruhr
Universität Bochum mit einem Vortrag über die Aneignung und Deutung der
ukrainischen Nationalbewegung in der russischen Kriegspropaganda.

Als Gegenpol und Korrektiv zu der russischen propagandistischen
Geschichtsklitterung werden in der Vortragsreihe unterschiedliche Aspekte
der ukrainischen Geschichte des 20. Jahrhunderts analytisch in den Blick
genommen. Die weiteren Termine und die Links zu den einzelnen Vorträgen
sind im Internet unter
www.duisburg.de/erinnerungskultur zu finden. Die
Teilnahme an den Vorträgen ist kostenlos, eine vorherige Anmeldung ist nicht
erforderlich.

Hintergrundinformationen:

Russland begann seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine am 24. Februar
2022. Tausende von Menschen haben seitdem ihr Leben verloren, darunter
viele Zivilisten. Vor allem im Osten und im Süden des Landes wurden
Großstädte wie Mariupol oder Charkiw großflächig zerstört. Der russische
Präsident Wladimir Putin hat seinen Krieg gegen die Ukraine von Anfang an
mit historischen Argumenten zu legitimieren versucht. Die Propaganda
spricht der Ukraine eine eigene, von Russland unabhängige Staatlichkeit ab
und diffamiert die politische Führung des Landes als „Nazis“.

Das thematische Spektrum der Vortragsreihe umfasst die deutsche
Besatzung mit ihren Folgen, die Sowjetzeit, die Perestroika und die sich
daraus ergebenden erinnerungskulturellen Debatten. Die Vorträge zeigen,
wie die Zugehörigkeit zur Sowjetunion die Sicht auf die ukrainische
Geschichte über einen langen Zeitraum geprägt hat. Seit 1991 zeichnen sich
neue Perspektiven ab, mit einer eigenen ukrainischen Identität als
souveräner europäischer Nationalstaat.

Im ersten Vortrag wird der Frage nach der heutigen Revitalisierung des
„BanderaDiskurses“ nachgegangen. Russische Massenmedien berichten
von den „unberechenbaren und gewalttätigen BanderaBanden“. Sie rücken
die Geschichte der ukrainischen Nationalisten mit dessen Anführer Stepan
Bandera (19091959) wieder ins Blickfeld der Öffentlichkeit. Wie wurde das
Wissen und die Erinnerung über die ukrainische nationalistische Bewegung
der 1930er bis 1950erJahre generiert und verbreitet? Wie wandelte sich die
Wahrnehmung nach 1991 in der Ukraine und Russland? Welche
Umdeutungen finden dabei statt? Und wie und warum wurde gerade Stepan
Bandera zur meisterwähnten und am stärksten dämonisierten Figur der
russischen Propaganda?
Quelle: Stadt Duisburg